Warum ein Pferd lange stehen und ein Hund gut sitzen kann

Der Unterschied zwischen Pferd und Hund...

Warum kann ein Pferd eigentlich 20h oder länger durchgehend stehen, während ein Hund sich schon nach einigen Minuten hinsetzen oder hinlegen möchte? Der Grund ist die unterschiedliche Faszienspannung und das Vorhandensein bzw. Abwesenheit passiver Haltestrukturen.

Das Pferd - viel Gewicht und karge Dauerkost

Ein Pferd kann mit seinem Lebensstil – großes Gewicht bei magerer Pflanzenkost – nur überleben, wenn es konsequent Energie spart. Wollte es seinen Körper allein mit Muskelkraft aufrecht halten, geschweige denn in Bewegung setzen, wären noch viel mehr Muskeln – also noch mehr Gewicht – und viel mehr Nahrung nötig. Deshalb hat die Natur dem Pferd wunderbarerweise die Sehnen und starke, straffe Faszien gegeben, mit denen es gewichts- und energiesparend stehen und laufen kann. Eine Faszie wiegt weniger als ein Muskel und benötigt weniger aktive Energie für ihre Funktion.

Der Hund - wenig Gewicht und große Portionen

Ein Hund hat nur einen Bruchteil des Gewichts eines Pferdes. Um seinen Körper aufrecht zu halten und zu bewegen, ist viel weniger Energie nötig. Und auch vom Lebensstil (jedenfalls im ursprünglichen Sinn) unterscheidet er sich sehr von unseren großen Schätzen: Während ein Pferd als Dauerfresser langsam auf der Suche nach Nahrung umherwandert, ist der Hund viel extremer. Er sucht oder jagt mit vollem Einsatz nach Nahrung, isst bei Erfolg so viel er kann (Hundebesitzer wissen wovon ich rede 😉 ) – und schläft dann, bis er wieder Hunger hat. Bei einem Hund besteht gar nicht die Notwendigkeit, lange stehen oder langsam gehen zu müssen. Im Gegenteil, ein Hund muss sehr schnell und wendig sein, um seine Beute auch in unwegsamen Gelände fangen zu können und es darf ihm auch nichts ausmachen, wenn er dabei mal rutscht oder stürzt. 

Natürlich besitzt auch ein Hund Faszien und Sehnen, aber ihre Spannung ist viel leichter als die eines Pferdes. Einerseits müssen sie bei einem Hund viel weniger Gewicht halten und bewegen, andererseits müssen sie ihm eine viel größere Beweglichkeit und Flexibilität ermöglichen. Hätte ein Hund so straffe Sehnen und Faszien wie ein Pferd, wäre er viel zu unbeweglich und langsam, um eine Beute jagen oder sich verteidigen zu können. Um bspw. einen Hasen zu fangen, muss ein Hund extrem schnell beschleunigen, er muss Haken schlagen und springen und auch einen Sturz oder ein Überschlagen schadlos überstehen können. Dazu braucht er eine viel beweglichere Wirbelsäule als ein Pferd, viel elastischeres Bindegewebe und viel fleischigere, d.h. auf Bewegung ausgelegte, Muskeln. 

Andererseits fällt es ihm dadurch natürlich deutlich schwerer, längere Zeit zu stehen oder langsam zu gehen. Er muss das aus aktiver Muskelkraft machen – und das ist anstrengend. Deshalb legt sich ein Hund lieber hin, wenn für ein Pläuschchen stehen bleibt. Besonders deutlich ist das bei jüngeren Hunden zu sehen, sie sitzen fast sofort, sobald man stehen bleibt, während ältere Hunde auch einmal eine Weile stehen können. Der Grund ist, dass bei älteren Lebewesen (ich kann es mittlerweile bestätigen 😉 ) die Elastizität des Bindegewebes und die Muskelmasse ab- und die faserigen Strukturen zunehmen. Deshalb wird man im Alter steifer, aber – zumindest eine zeitlang – auch besser in Ausdauersportarten.

Deshalb fallen Hunde weniger schlimm

Die unterschiedliche Faszienspannung ist auch der Grund, warum es einem Hund zum Glück meistens wenig ausmacht, wenn es ihn auf glattem Boden oder bergab einmal überpurzelt,  während ein Sturz für ein Pferd leider schnell übel ausgehen kann.

So unterschiedlich sie sind – beide machen unser Leben jeden Tag um sehr viel schöner <3

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